PROJEKT-667BDRM - Fernmeldeaufklärung der Bundesmarine, Marinefernmeldesektor 73

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DELTA IV-KLASSE



PROJEKT 667BDRM mit dem Decknamen "Delfin" ist eine Klasse sowjetischer U-Boote mit ballistischen Raketen. Sie wird von der NATO als DELTA IV-KLASSE bezeichnet. Obwohl die Sowjetunion mit PROJEKT 941 - TYPHOON-KLASSE einen neuen, deutlich leistungsfähigeren Typ von U-Booten mit ballistischen Raketen entwickelt hatte, erkannten die Planer der Marine bald dessen Schwächen. Die Bau- und Unterhaltskosten erschienen sehr hoch, so dass nur wenige PROJEKT-941-Boote TYPHOON-KLASSE in Dienst gestellt werden konnten. Von denen würde zwar jedes U-Boot bis zu 200 MIRV-Sprengköpfe in seinen 20 Raketen tragen können, aber diese große Zahl machte sie zu attraktiven Zielen im Kriegsfall. Ein Gegner hätte die Zweitschlagsfähigkeit der Sowjetunion empfindlich schwächen können, wenn seine Jagd-U-Boote die wenigen PROJEKT-941-U-Boote TYPHOON-KLASSE in den ersten Minuten eines Atomkrieges versenkt hätten. Um dieses Risiko zu minimieren, wurde die nächste Klasse von U-Booten wieder kleiner geplant, mit nur noch 16 Raketen, die je vier Sprengköpfe tragen konnten. Der Regierungsbeschluss zur Entwicklung der neuen Klasse erging am 10. September 1975, drei Jahre nach dem Beginn der Entwicklung von PROJEKT 941 - TYPHOON-KLASSE. Beauftragt wurde wieder das Entwicklungsbüro "Rubin". Der Kern des Auftrages war die Implementierung der neuen RSM-54-Interkontinentalrakete in ein U-Boot. Dabei griff das Entwicklerteam auf seine Erfahrungen mit den Vorgängermodellen des Projekts 667BDR - DELTA III-KLASSE zurück und veränderte deren Pläne entsprechend den neuen Anforderungen. Die Silhouette des neuen Projekts war der der Vorgängerklassen sehr ähnlich, jedoch änderten sich tatsächlich die meisten technischen Daten und Eigenschaften. Der Rumpf wurde an Bug und Heck um insgesamt zwölf Meter, hauptsächlich am Vorschiff, verlängert. Sämtliche Rumpfeinbauten wurden auf Geräuschdämmung hin optimiert und die elektronischen Systeme modernisiert. Das Projekt wird von zwei Reaktorkomplexen vom Typ OK-700A angetrieben, deren Kern aus WM-4SG-Druckwasserreaktoren besteht. Jeder Reaktor leistet 90 MWth thermische Energie, mit der Dampf erzeugt wird, der zwei GTSA-Turbinen antreibt. Die Turbinen können je bis zu 20.000 PS (14.710 kW) auf die beiden Wellen übertragen, die das U-Boot mit 24 Knoten Spitzengeschwindigkeit über die beiden Propeller im Tauchbetrieb vorwärts bewegen. Zwei DG-460-Dieselmotoren können alternativ je 460 kW Antriebsenergie zur Verfügung stellen, indem sie Dieseltreibstoff mit Luftsauerstoff verbrennen, der über Ventilationsöffnungen oder durch einen Schnorchel ins U-Boot befördert werden kann. PROJEKT 667BDRM - DELTA IV-KLASSE unterliegt durch seinen nuklearen Antrieb keinen Reichweitenbeschränkungen. Lediglich die mitgeführten Vorräte an Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern für die Besatzung begrenzen die Einsatzdauer der Boote auf geschätzte 80 Tage. PROJEKT 667BDRM - DELTA IV-KLASSE ist mit einem Omnibus-BDRM-Gefechtsinformationssystem, einem Tobol-M-Navigationssystem und einem Kommunikationssystem vom Typ Molnija LM1 oder MC2 ausgerüstet. Die Sensorausrüstung von PROJEKT 667BDRM - DELTA IV-KLASSE wurde gründlich überarbeitet. Das digitale aktiv/passiv Sonarsystem SKAT, das 1974 in seine Erprobungsphase eingetreten war, wurde in der modernisierten, verkleinerten Version MGK-520 SKAT-BDRM im Bug der U-Boote verbaut. Zur optischen Beobachtung sind auf der Turmoberseite ein Periskop vom Typ MT-70-8 und eines vom Typ PEKG installiert. Die Sensoren am U-Boot-Turm wurden zum Teil beibehalten: Das Radar-System vom Typ MRK-50 "Kaskad" / MRK-57 "Korma" und das ESM-System vom Typ MRP-21A "Saliw-P" (NATO: Brick Pulp) sowie das Freund-Feind-Erkennungssystem "Nichrom-M" blieben weitgehend unverändert, aber das Navigationssystem wurde umgebaut: Der alte Radio-Sextant entfiel, und das astronomische Beobachtungsperiskop wurde in der Turmmitte eingebaut. PROJEKT 667BDRM - DELTA IV-KLASSE ist mit 16 Interkontinentalraketen vom Typ RSM-54, auch als R-29RMU oder von der NATO als SS-N-23 bezeichnet, ausgerüstet, die in separaten Silos untergebracht sind. Kontrolliert werden diese Waffen über den D-9RM-Raketenkomplex. Die dreistufige Rakete ist 14,8 Meter lang, wiegt etwa 40 Tonnen, wurde 1986 entwickelt und hat eine Reichweite von 9.300 Kilometern. Sie kann von einem PROJEKT-667BDRM-U-Boot aus bis zu 55 Metern Tauchtiefe gestartet werden. Die RSM-54 kann optional entweder mit zehn oder mit vier MIRV-Sprengköpfen bestückt werden. Es ist die Kombinationen von vier Sprengköpfen mit je 250 Kilotonnen Sprengkraft oder zehn Sprengköpfen mit je 100 Kilotonnen Sprengkraft möglich. Die Genauigkeit der Sprengköpfe soll eine Streuung von 250 Metern um den anvisierten Zielpunkt nicht übersteigen. Zur Selbstverteidigung trägt jedes U-Boot vier Bugtorpedorohre im Kaliber 533 mm. Es können hier zwei zusätzliche Reservetorpedos gegenüber dem Vorgängermodell PROJEKT 667 BDR - DELTA III-KLASSE mitgeführt werden, so dass 18 Torpedos für die 533-mm-Rohre an Bord sind. Auf der Brücke werden schultergestützte Flugabwehrraketen wie die Strela-3 mitgeführt, um sie bei Bedarf gegen feindliche U-Jagd-Hubschrauber und Flugzeuge einzusetzen. Projekt-667BDRM-U-Boote werden nach einem Erlass der russischen Föderation von 1998 exklusiv von der Reparaturwerft Swjosdotschka in Sewerodwinsk gewartet und instand gesetzt. Die Werft, zu Zeiten der Sowjetunion unter dem Namen Schiffsreparatureinrichtung 893 bekannt, führt gemeinsam mit der größeren Abwrackwerft Nerpa auch die Verschrottung von SSBN der Nordflotte durch. Die U-Boote des Projekts 667BDRM wurden ausschließlich auf der Werft 402 in Sewerodwinsk gebaut.

NORDFLOTTE
PROJEKT 09787





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