PROJEKT-949/949A - Fernmeldeaufklärung der Bundesmarine, Marinefernmeldesektor 73

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OSCAR-KLASSE



PROJEKT 949 ist die Bezeichnung einer Klasse von Atom-U-Booten mit taktischen Raketen der sowjetischen und später der russischen Marine. Die NATO-Bezeichnung für diese Boote ist OSCAR-KLASSE. In der russischen Seekriegsflotte werden die U-Boote als  "Atomgetriebene Raketen-Unterwasserkreuzer" klassifiziert, was der Bezeichnung SSGN der US Navy entspricht. In dieser Kategorie sind diese U-Boote zurzeit die größten der Welt. Das PROJEKT 949 - OSCAR-KLASSE umfasst zwei Modelle die OSCAR I-UND OSCAR II-KLASSE, die beide mit Antischiffraketen bewaffnet sind. Die zukünftigen US-Flugzeugträgerverbände, deren Leistungsfähigkeit mit dem Baubeginn der "USS Nimitz" von 1968 enorm zugenommen hatte, stellten eine Bedrohung dar, gegen die die bisherigen Mittel der sowjetischen Marine wirkungslos zu werden drohten. Die große Reichweite der auf diesen US-Schiffen eingesetzten Flugzeuge erlaubte diesen, die Tu-16 (die das Rückgrat der sowjetischen Marineflieger bildeten) abzufangen, lange bevor sie den Flugzeugträger angreifen konnten. Ähnliches galt für sowjetische U-Boote wie PROJEKT 671 - VICTOR I-KLASSE, die durch neue U-Jagd-Flugzeuge vom Typ S-3 angegriffen werden konnten, bevor sie in der Lage waren, ihre RPK-2-Raketen auf den Träger abzufeuern. Experten errechneten, dass Salven von etwa 20 bis 24 Marschflugkörpern nötig sein würden, um zumindest mit einigen davon die Raketenabwehr eines US-Flugzeugträgerverbandes durchdringen zu können. Die Waffen sollten aus einer für das Startfahrzeug sicheren Entfernung von 500 km gestartet werden können und über eine Geschwindigkeit von 2500 km/h verfügen, um die Zeit für mögliche Gegenmaßnahmen zu reduzieren. Ergebnis dieser Anforderungen war die P-700-Antischiffrakete, die ab 1975 in eine lange Erprobungsphase eintrat. Eine weitere Anforderung an den zukünftigen Raketenträger war, alle 24 Marschflugkörper in möglichst kurzer Folge abfeuern zu können, um der Raketenabwehr des Gegners keine Gelegenheit zu geben, ankommende Marschflugkörper nacheinander zerstören zu können. Die Zielführung dieser Waffen, beziehungsweise die Fähigkeit eines U-Bootes, überhaupt ein Ziel auf 500 km Entfernung entdecken zu können, wurde mittels Beobachtungssatelliten vom Typ MKRTS "Legende" gelöst. So wurde am 30. September 1970 beschlossen, das PROJEKT 949 mit der Chiffre Granit zu entwickeln. Die Entwicklung begann 1976 unter der Leitung von I. L. Baranow im Sonderkonstruktionsbüro 18 (SKB-18) Rubin in Leningrad. Die Gesamtlänge der U-Boote von PROJEKT 949 betrug 143 Meter. Der Aufbau des Rumpfes ordnete sich dabei den P-700-Marschflugkörpern unter. Da es möglich sein sollte, diese in relativ kurzer Zeit abzufeuern, musste jeder Flugkörper sein eigenes Startrohr erhalten. Man ordnete je zwölf Startbehälter auf jeder Seite des Druckkörpers der vorderen Schiffshälfte an. Mit den Startrohren und der äußeren Hülle wurde so eine Breite von 18,2 Metern erreicht. Mit 22.500 Tonnen Wasserverdrängung bei Tauchfahrt waren die PROJEKT-949-U-Boote dann auch die zweitgrößten U-Boot der Welt, nach PROJEKT 941 - TYPHOON-KLASSE. Der Druckkörper von PROJEKT 949 – also der Bereich, in dem sich die Besatzung bewegen kann – beherbergt vom Bug bis zum Heck folgende Abteilungen mit bis zu vier Decks pro Abteilung: Abteilung 1: Der Torpedoraum mit den Ladevorrichtungen und Reservetorpedos, Rechnerkapazität für das Hauptsonar und die beiden Sonarsensoren an den Rumpfseiten, Batterien. Abteilung 2: Brücke, Sonarraum, Batterien, Treppe zum Turm und zur Fluchtkapsel. Abteilung 3: Funkraum, Antennen, Rechnerkapazitäten, Unterkünfte, Pumpsysteme, Abteilung 4: Einstiegsluke zum Turm, Messe, Aufenthaltsraum, Schwimmbad, Toiletten, Krankenstation. Abteilung 5: Generatoren, Luftaufbereitungsanlage, Frischwassergewinnung. Abteilung 6: Reaktorabteilung mit zwei hintereinanderliegenden Druckwasserreaktoren und Reaktorkontrollen. Abteilung 7: vordere Dampfturbine, Ausstiegsluke. Abteilung 8: achtern Dampfturbine. Abteilung 9: Wellentunnel, hintere Ausstiegsluke, Rudermaschinen. Die Hauptbewaffnung bilden 24 Antischiffraketen vom Typ P-700 Granit. Je zwölf Startcontainer vom Typ SM-225 sind zwischen dem Druckkörper und dem Hüllkörper jeweils an Backbord- und Steuerbordseite mit einem Neigungswinkel von 40° fest eingebaut. Eine Klappe für jeweils zwei Startcontainer sorgt für den Verschluss mit dem Hüllkörper – also der Außenhaut – des U-Kreuzers. Die maximale Tauchtiefe zum Abfeuern der Raketen beträgt 50 m bei einer Geschwindigkeit von 5 kn. Ein kurz hintereinander erfolgender Salvenstart von mehreren Raketen (im 5-Sekunden-Abstand) mit der dazu notwendigen schnellen Austrimmung des Trägerschiffes ist möglich. Dabei vermögen die einzelnen Salven unterschiedliche Ziele anzufliegen, wobei die Raketen der jeweiligen Salve sehr eng beieinander verbleiben können. Im Dezember 2011 teilte ein Vertreter der russischen Rüstungsindustrie mit, dass die P-700 auf den U-Booten des Projekts 949 durch Marschflugkörper der Typen P-800 Oniks (SS-N-26 Strobile) und Kalibr (SS-N-27 Sizzler) ersetzt werden sollen. Dabei würden keine aufwendigeren konstruktiven Umbauten nötig. Die Arbeiten sollen in der Werft Swjosdotschka in Sewerodwinsk und dem Werk Swesda im Fernen Osten Russlands stattfinden. Zur Selbstverteidigung verfügen die U-Kreuzer über zwei "überkalibrige" 650-Millimeter-Torpedorohre, aus denen U-Boot-Abwehrraketen vom Typ RPK-7 Weter (SS-N-16B Stallion) und schwere Torpedos vom Typ 40 verschossen werden können. Die beiden Rohre sind nebeneinander in der U-Bootsmitte montiert, da nur dort die hinter den Rohren gelagerten Reservewaffen genug Platz finden. Weiterhin sind vier 533-Millimeter-Rohre für Raketentorpedos WA-111 Schkwal und die üblichen normalen Torpedos vorhanden. Zwei der Rohre sind unmittelbar neben den 650-mm-Rohren an den Außenseiten des Torpedoraums montiert. Die beiden anderen 533-mm-Rohre sind über diesen äußeren Rohren verbaut. Die OSCAR I-KLASSE umfasste nur zwei Einheiten, die 1980 und 1983 in Dienst gestellt wurden. Beide wurden schon 1996 aus finanziellen Gründen ausgemustert, aufgelegt und werden derzeit in Sewerodwinsk verschrottet.





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